Leserbrief an den Bonner Generalanzeiger zum „Flüchtlings-Problem“
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Neulich hatte ich einen Traum:
Ganz am Ende der Straße brannte ein Haus. Die Familie, die darin wohnte, kannte ich nicht so richtig. So nur mal vom Sehen. Ab und zu war sie mir aufgefallen. Sie waren anders als ich, aber auf den ersten Blick nicht unsympathisch. Hussein hießen sie: Vater. Mutter und 5 halbwüchsige Kinder. Sie waren Moslems, glaube ich. Dunkelhäutig waren sie und sonntags grillten sie im Vorgarten.
Da standen sie nun auf der Straße vor ihrem brennenden Haus. Es war klar: Jemand musste sich um sie kümmern. Ihnen Unterkunft gewähren –wie man so sagt. Wenigstens bis ihr Haus wieder einigermaßen bewohnbar war.
Zu ihren direkten Nachbarn, den Alatürks, wollten sie nicht. Das Haus war ihnen zu klein und zu einfach. Sie wollten zu mir. Warum? Vielleicht
hatten sie öfters gesehen, wie ich den Rasen gemäht, die Türen gestrichen und auch sonst mein Haus auf Vordermann gebracht hatte. Außerdem war ich ein guter Mensch. So sagten es jedenfalls die
Husseins. Schön und gut, ich verstand das zwar nicht so recht: Warum ist jemand, der in Not ist, wählerisch? Und sucht sich auch noch gerade mein Haus als Notunterkunft aus?
Aber ich hatte Mitleid und ließ die Familie ins Gästezimmer einziehen. Badezimmer und Küche teilten wir uns. Sollte ja nur für ein paar Tage oder Wochen sein. Halt so lange, bis die Brandschäden
beseitigt waren und das Familienoberhaupt sich ans Aufräumen und Wiederherstellen gemacht hatte.
Es war schwierig, aber es ging so einigermaßen. Ich verstand zwar ihre Sprache nicht, ihre Gewürze rochen fremdartig und ihr Sinn für Sauberkeit und Ordnung war auch anders als ich das gewohnt war.
Nach ein paar Wochen bekamen sie Besuch von zwei anderen Familien. Auch dunkelhäutig und mit vielen Kindern. Der Besuch zog sich in die Länge und
ich fing an, mich etwas fremd im eigenen Haus zu fühlen. Nicht nur, dass es viel enger war als früher. Ich verstand nicht, was sie sich im Garten und im Flur laut zuriefen. Die Musik, die sie
hörten, klang sehr fremdartig und war mir zu laut. Die Gesichter der Frauen des Besuchs hatte ich noch nie gesehen. Sie trugen schwarze Schleier. Wenn sie in die Küche kamen, musste ich raus. Das
war bei ihnen Sitte. Männer und Frauen, die nicht miteinander verheiratet waren, durften nicht im gleichen Raum sein.
Früher, auf einer Reise nach Ägypten, hatte mich das fasziniert, wenn ich die verschleierten Frauen auf den Märkten sah und die ungewohnten Düfte roch. Aber jetzt -bei mir zu Hause- macht mir das
Angst. Und ich kam mir irgendwie deplaziert im eigenen Haus vor.
So etwa nach einem Jahr hatte eine Nachbarschaftsinitiative das abgebrannte Haus der Familie Hussein wieder hergerichtet. Es war nicht toll, aber
man konnte so einigermaßen darin wohnen. Meinte ich. Aber die Husseins hatten sich an mein Haus mit fließend warmen und kaltem Wasser und Zentralheizung, Waschmaschine und Wintergarten gewöhnt.
Es gefiel ihnen bei mir. Ihnen war es nicht zu eng. Und sie konnten nicht verstehen, dass ich gerne wieder alleine in meinem Haus wohnen wollte. Ich sei ein Egoist und sollte doch daran denken,
dass die vielen Kinder der Husseins und ihrer Besuchsfamilien eine Bereicherung meines Lebens seien. Multi-Kulti eben.
Mein Angebot, ihnen den Umzug in ihr altes Haus zu bezahlen und noch etwas zur Neueinrichtung zuzuschießen, war erfolglos. Was sollte ich tun? Was hatte ich bloß falsch gemacht??
Da wachte ich auf und genoss die Stille und war froh, dass das alles nur ein Traum war.
Dr. Helmuth Herterich
Da dieser Leserbrief vom Generalanzeiger nicht veröffentlicht wurde, habe ich ihn auch an die ZEIT und die Frankfurter Allgemeine
Sonntagszeitung gesandt.
Ebenfalls "Fehlanzeige"!
Offensichtlich passt er nicht in die propagierte Willkommens-Kultur.