Würdevoll und selbstbestimmt Abschied nehmen
Die Begrenztheit des Lebens
und die Gestaltung des Endes
Ich bin jetzt 72 Jahre alt. Und da macht man sich schon mal Gedanken über die Begrenztheit des Lebens an sich. Und über die Gestaltung des Endes.
„Das Leben ist wie ein Theaterstück. Es kommt nicht darauf an, wie lange es ist. Sondern wie spannend“. Schreibt Seneca.
Und muss man -wenn das Stück anfängt zu nerven- bis zum Abspann sitzen bleiben? Oder kann man schon vorher aufstehen und ’rausgehen?
Ich stelle mir vor, das Leben ist wie ein Tag. Und der Tod ist der Schlaf, die Nacht. Muss man denn unbedingt warten, bis einem die Augen zufallen, wenn man müde ist? Wenn man „satt am Leben“ ist? Oder kann man einfach gehen und sich „schlafen legen“?
Will ich mit einer Magensonde, mit einem Dauerkatheder, mit Windeln –völlig abhängig von anderen- noch einige Monate dahinsiechen? Vielleicht noch unter unsagbaren Schmerzen, weil der behandelnde Arzt mir nicht genug Morphium verabreicht?
Oder will ich auch in dieser Situation –die hoffentlich nie eintrifft- das Heft des Handels in der Hand behalten?
Da ich zudem noch Agnostiker bin, fehlt mir auch die religiöse Motivation, das Leben unter allen Umständen auszuhalten.
So wie ich mir Zeit meines Lebens die Frage „Leben oder gelebt werden?“ gestellt habe, steht jetzt die Frage „Sterben oder gestorben werden?“ im Raum.
Ich will –wenn es denn soweit ist- selbst bestimmen, wo und wann meine Seele meinen Körper verlässt.
Meine folgenden Gedanken sind nicht dafür gedacht, einem liebeskranken Teenager Tipps zum Suizid zu geben. Der soll gefälligst seinen Kummer aushalten, überwinden und irgendwann unbeschwert das Leben wieder genießen.
Sie sind ausschließlich für alte Menschen gedacht, die ihr Leben
gelebt haben und nun „satt am Leben“ sind. Oder die an einer unheilbaren, schmerzhaften Krankheit leiden. Die einfach nur ein paar Wochen vor dem natürlichen Ende -selbstbestimmt und in
Würde- gehen wollen!
Zunächst 3 Zitate, die vielleicht hilfreich sind:
Wer den Tod in der Hand hält, fürchtet ihn nicht mehr.
„Tatort“, 1. Programm ARD, 3. März 2000
“Suicide is painless,
It brings on many changes,
And I can take or leave it if I please. ”
Titelsong der M*A*S*H-Fernsehserie und des gleichnamigen M*A*S*H-Kinofilms
NON FUI.
FUI.
NON SUM.
Grabspruch eines römischen Stoikers: „Bin nicht gewesen. Bin gewesen. Bin nicht mehr.“
Im Mittelalter dachte man, das Herz wäre der Sitz des Lebens. Heute wissen wir, dass es das Gehirn ist. Als zentrale Steuer-Einheit (sozusagen unser „Eiweiß-Computer“) steuert es mittels elektrischer Signale den Rest unseres Körpers; in der Computer-Sprache die Peripherie-Einheiten. Von diesen wiederum wird es mit Reiz-Signalen informiert und mit Blut versorgt, welches Sauerstoff und Kohlehydrate als „Betriebsstoff“ enthält.
Das „Leben“ ist ein Prozess, der durch den Eiweiß-Computer mittels eines Betriebs-Programms (ähnlich Windows im Computer) betrieben wird. Dieser Prozess steuert wiederum Unter-Prozesse (ähnlich Word im Computer), die für Atmung, Verdauung, Protein-Synthese, usw. zuständig sind.
Wir haben es also mit Software und Hardware zu tun.
Und ähnlich wie bei einem Computer haben wir viele Möglichkeiten, den Prozess des Lebens zu stören bzw. zu beenden:
Welche Möglichkeiten gibt es denn überhaupt?
Vor allem, wenn der Übergang in die andere Welt schmerzfrei, friedlich, würdevoll, und einigermaßen ästhetisch sein soll.
„Sich erschießen“ oder „vor den Zug
werfen“ oder „vom 12. Stock springen“ ist irgendwie unästhetisch (wer kratzt die ganze Matsche weg?).
Zitat „Die Zeit“ zum Suizid des Milliardärs Adolf Merckle im Januar 2009:
„Eine Frage der Ehre wäre es auch gewesen, einem Lokführer, der sich nicht wehren kann, eine Traumatisierung zu ersparen.“
Gift bekommt man nicht so ohne weiteres; wobei man nicht weiß, welche Menge man nehmen muss und ob’s nicht fürchterlich weh tut. Haben Sie schon mal jemand gesehen, der Säure oder Lauge getrunken hat? Fürchterlich!
Wirksame Schlaftabletten bekommt man nur auf Rezept. Da müssen Sie schon rechtzeitig einen Vorrat anlegen. Und wie viel nimmt man, damit man auf der sicheren Seite ist? Schrecklich, die Vorstellung, dass man den Suizid-Versuch mit einer kaputten Niere oder Leber überlebt!
Erhängen:
Mein Vater hat sich erhängt; das war zwar unblutig und nach seinem Gesichtsausdruck (ich habe ihn im Wald gefunden) auch nicht schmerzhaft. Aber irgendwie (auch durch den zum Abnehmen vom Baum notwendigen Einsatz der Feuerwehr) wenig ästhetisch.
Pulsadern aufschneiden ist schmerzhaft; und selbst (um das äußerst unappetitliche Blut-Herumspritzen zu vermeiden) in einer Wanne mit warmen Wasser wie weiland Barschel im Hotel Reve in Genf nicht der angenehmste Anblick.
Ertrinken (das Mittel der Wahl für unglückliche Jungfrauen in den Romanen des 19. Jahrhunderts) ist nur für Nichtschwimmer (wer ist das heute noch?) geeignet und nach dem Gesichts-Ausdruck von Ertrunkenen beurteilt, sehr schmerzhaft.
Verbrennen, nach dem Übergießen mit Benzin (wie am Ende der 60er Jan Pallach auf dem Wenzelplatz), ist zwar optisch sehr beeindruckend (wer wüsste heute noch, wer Jan Pallach war oder ist? Inzwischen wäre er wahrscheinlich unbemerkt von der Weltöffentlichkeit an Leber-Zirrhose gestorben), aber irgendwie auch sehr „öffentlich“.
Wenn Sie also kein Fanal mit Ihrem Tod setzen wollen, - und das ist für mich die GRUNDVORAUSSETZUNG für eine Suizid ( nämlich niemanden die „Schuld“ zu geben!) - nichts für einen bescheiden Menschen.
Im Gegensatz zur allgemeinen Meinung ist der Tod durch (schnelle) Verbrennung völlig schmerzlos. Verbrennungen 3. Grades zerstören die Schmerznerven in Bruchteilen von Sekunden. Denken Sie an die Bilder der buddhistischen Mönche, die sich als Protest gegen die damalige Regierung in den 70ern in Saigon verbrannt hat. Völlig entspannt saßen sie da; und das nicht wegen ihrer Konzentration: Man spürt -abgesehen von der ersten Sekunde—wirklich keine Schmerzen!
Aber---wollen SIE das: Sich im Hof Ihres Altersheims mit 5 Liter Benzin übergießen, anzünden und abfackeln. Alles läuft zusammen, die Feuerwehr wird alarmiert; vielleicht brennt auch noch das ganze Altersheim mit Ihren Freunden ab und die Tagesschau berichtet???
Theo Kars beschreibt in seinem Buch Philosophie für Nonkonformisten (übrigens sehr lesenswert!) die Möglichkeit, sich durch einen Hungerstreik vom hiesigen Leben zu verabschieden. Der norwegische Forscher Thor Heyerdahl hat 2002 auf diese Weise seine irdische Laufbahn beendet.
Diese Methode ist schmerzfrei und unblutig und hat außerdem noch den Vorteil, dass der Tod nicht unmittelbar eintritt, so dass Sie noch wochenlang Zeit haben, es sich anders zu überlegen.
„Wer unbeirrbar nur Wasser trinkt, wird nach zwei, drei Tagen keinen Hunger mehr verspüren und bemerken, wie eine seltsame Euphorie von ihm Besitz ergreift. Tennessee Williams schreibt in seinen Memoiren, dass er nach dreitägigem unfreiwilligen Fasten ziemlich verwundert feststellte, dass sein Hungergefühl verschwunden war und er allmählich in einen eigentümlichen und vollkommen unerklärlichen friedvollen Gemütszustand geriet. In einer späteren Phase weicht diese Euphorie einer heiteren Gleichgültigkeit. Im Endstadium fällt der Hungernde in einen komatösen Zustand, dem der Tod folgt. Tiere, die unheilbar krank oder schwer verwundet sind, begehen Selbstmord, indem sie sich einen ruhigen Platz suchen und nicht mehr fressen. Bei den Indianern haben viele alte Menschen diese Art zu sterben gewählt“.
Na schön, es ist beruhigend zu wissen, dass man für einen schmerzlosen und unblutigen Suizid von niemanden abhängig ist.
Aber: Ich halte nicht mal einen halben Tag ohne Essen aus. Was habe ich schon für Diäten probiert! Verhungern wäre für mich wie ins Wasser springen und ertrinken.
Übrigens ist es sehr interessant, dass wir unser Gehirn (unseren Protein-Computer) nicht nur durch Zerstörung (wir hauen mit dem Hammer auf den Computer) sondern durch Abschneiden der Versorgung von „Betriebs-Stoff“ (keine Zufuhr von Nahrung, d.h. Lebensmittel und Luft) „still-legen“ können.
So hat übrigens General Clausewitz die Möglichkeiten des Vernichtens feindlicher Festungen beschrieben: Zerstören oder aushungern).
Ein irgendwie „schöner Tod“ sollte schon sein! Und wehtun sollte es auch nicht! Die Zeit ist nicht stehen geblieben. Den „Gas-Hahn aufdrehen“, wie das noch in der Kaiserzeit möglich war, geht nicht mehr: Giftig ist das Gas, das aus der Leitung kommt nicht mehr. Nicht die Spur von Kohlenmonoxid ist mehr drin! Dafür ist es explosiv und Sie sprengen bei Ihrem missglückten Suizid-Versuch das ganze Haus in die Luft, wenn sich der Kühlschrank einschaltet oder jemand den Klingelknopf drückt.
Und sich mit laufenden Motor in der Garage (oder mittels eines Schlauches vom Auspuff ins Autoinnere) bei schöner Musik „einzuschläfern“ . ist seit der Erfindung des Katalysators auch vorbei. Und wer hat schon die Fachkenntnisse, den Kat abzuschrauben, wenn er sich im Auto „entleiben“ will.
Aber: Wenn Sie in einem möglichst kleinen Raum (ohne Belüftung) einen der in jedem Baumarkt erhältlichen „Einmal-Grills“ anzünden, werden Sie wegen der mangelnden Luftzufuhr beim Glimmen der Holzkohle soviel CO erzeugen, dass Sie –abhängig von der Größe des Raumes in wenigen Stunden eine letale CO-Vergiftung erleiden werden.
Laut „Bonner Generalanzeiger“ vom 05. 08.2008 ist dies in Japan die derzeit übliche Methode (wobei meist das Auto benutzt wird).
Aus eigner Erfahrung mit aufgefundenen CO-Vergifteten weiß ich, das diese Art des Suizids eine sehr angenehme und auch optisch „schöne“ Todesart ist: Die CO-Leichen wiesen alle einen ganz entspannten Gesichtsausdruck auf, kein Erbrochenes und sonstige Körperausscheidungen und das Gesicht mit schönen roten Wangen („wie das blühende Leben!“, sagte makaberweise mal ein Kollege von mir). Das CO verbindet sich mit dem dunkelroten Blutfarbstoff zu einer hell kirschroten Verbindung (die dann keinerlei Fähigkeit mehr hat, Sauerstoff aufzunehmen und an die Organe zu transportieren). Diese helle Blutfarbe gibt dem Mediziner dann auch den sofortigen Hinweis auf Kohlenmonoxid-Vergiftung.
Eine CO-Konzentration von nur 0,3 % ruft bereits nach 15 Minuten eine tödliche Vergiftung hervor
Ein Suizid mit Stickstoff (der ja bekanntlich zu 79% neben rund 21% Sauerstoff unsere Atemluft darstellt, ist schmerz- und krampffrei - ähnlich wie das erwähnte CO. Nur dass man einiges mehr braucht. Weil unser Gehirn nicht durch „Vergiftung“ (wie beim CO), sondern wegen Sauerstoffmangels den Betrieb einstellt. Und dass völlig ohne Warnzeichen!
Das Absterben des Gehirns durch Sauerstoff-Mangel - die sogenannte Hypoxie- geschieht ohne Vorwarnung und ist meist mit angenehmen Halluzinationen verbunden. Wahrscheinlich sind die bekannten "Nahtod-Visionen" darauf zurückzuführen.
Siehe auch den Artikel "Ein fröhlicher Tod" im Spiegel 43/2013:
Stickstoff ist völlig geruch- und geschmacklos. Da ja die Luft 79% Stickstoff -sozusagen als "Verdünnungsmittel" des aggressiven Sauerstoffs- enthält, fehlt uns ein Warnzeichen, wenn z.B. der Stickstoffgehalt der Luft ansteigt. Erhöht man den Stickstoffgehalt z.B. auf 90%, bedeutet das einen Sauerstoffgehalt von 10% . Und dies entspricht einem Aufenthalt von über 8.000 m Höhe und damit in der Todeszone.
Stickstoff bekommt man in Stahlflaschen (z.B. als Reifen-Gas) zu kaufen. Wegen eines noch notwendigen Druckminderes und Schläuchen ist die ganze Apparatur aber sehr unhandlich. Und auf keinem Fall zur Mitnahme ins Krankenhaus geeignet.
Nebenbemerkung: In den USA werden die zum Tode Verurteilten mittels Giftspritze mehr oder minder umständlich und qualvoll ins Jenseits befördert. Wenn man nachts die Zelle des Todeskandidaten mit dem geruchlosen Stickstoff-Gas füllen würde, würde der Verurteilte ohne Angst sozusagen „im Schlafe“ sterben.
Neben Stickstoff haben natürlich auch die Edelgase (wie Helium, Argon oder Neon) die gleiche Wirkung. Helium wird zum Füllen von Ballons verwendet (Googeln Sie mal Ballongas!). Argon gibt’s im Baumarkt in kleinen Einmal-Druckflaschen für ein paar Euro als Schutzgas beim Schweißen (Stichwort Schutzgas-Schweißen). Aber achten Sie beim Kauf auf den Inhalt der „Schutzgas-Flasche“: CO2 darf auf keinem Fall darin enthalten sein!
Kohlendioxid, CO2, (die typische Silo-Vergiftung der Landwirtschaft bzw. Gärkeller-Vergiftung der Winzer), erzeugt im Gegensatz zu Stickstoff bzw. Argon fürchterliche Atemnot bis man dann durch Übersäuerung des Blutes unter Krämpfen das Bewusstsein verliert.
Ein Briefwechsel:
Von Karin.xxxxxx@web.de
Gesendet Mittwoch, 07. Oktober 2015 22:46
Name: Karin xxxx
Gesendet Donnerstag, 08. Oktober 2015 19:04
An:Karin.xxx@web.de
Liebe Frau xxx,
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Elisabeth Wehrmann schreibt in der Zeit:
„Die alte Wahrheit ist kurz, klingt einfach, schmeckt bitter: “Der Tod wird kommen. Wir wissen nicht wann, wir wissen nicht wo.“
Mit der ungewissen Gewissheit haben Generationen unserer Vorfahren schlecht oder recht und oft genug in Angst und Schrecken gelebt.“
Aus „Paul Pearsall; The Last Self-Help
Book You'll Ever Need,):
“Weißt du“ sagte der Kahuna, „der Tod ist kein Steinwall zwischen dem Leben und unseren
Hoffnungen füreinander. Wir sind nicht bloß Teil eines Ganzen, wir sind das Ganze. Denk an die Welle, die eine kindische Angst davor hat, sie könne enden, sobald sie sich am Strand bricht.
Dabei braucht sie keine Angst zu haben. Sie ist der Ozean. Sie kann nicht brechen und enden. Wenn sie sich aber separat vom Ozean denkt, dann leidet sie und wird unnötig ängstlich. Denn dann
kann sie keine Spannung und Freude darüber empfinden, der Ozean zu sein. Vergiss nie, was die Welle dich lehrt: Denk daran, wenn du Angst vor dem Ende hast, dass nichts jemals endet. Du bist
die Welle und du bist der Ozean!“
Wang Ch’ung (27-97 n. Chr.), einer der größten konfuzianischen Gelehrten schreibt in seinem Werk „Lun Heng“, das Leben sei ein kristallines Muster aus Materie, so wie Eis kristallisiertes Wasser sei. „Wie Wasser sich in Eis verwandelt, so kristallisiert das chhi (Materie), um den menschlichen Körper zu bilden. Stirbt der Mensch, so kehrt er wieder in seinen geistigen Zustand zurück. Dieser Zustand wird als Geist bezeichnet, so wie geschmolzenes Eis wieder den Namen Wasser annimmt“.
Der Physiker und amerikanische Revolutionsführer Benjamin Franklin tröstet 1756 einen Verwanden: „Mein aufrichtiges Beileid. Wir haben einen sehr lieben und wertvollen Verwanden verloren. Aber es ist der Wille Gottes und der Natur, dass diese sterblichen Körper abgelegt werden müssen, wenn die Seele sich anschickt, ins wirkliche Leben einzutreten. Dieser Zustand ist eher der eines Embryos, eine Vorbereitung auf das LEBEN. Ein Mensch ist erst vollkommen geboren, wenn er stirbt. Warum dann sollten wir uns grämen, dass unter den unsterblichen ein neues Kind geboren ist, ihre glückliche Gemeinschaft ein neues Mitglied hat? Unser Freund und wir sind eingeladen auf eine Vergnügungsfahrt, die für immer dauern wird. Sein Sitz stand zuerst bereit, und er ist vor uns aufgebrochen. Wir können uns nicht schicklicherweise alle zugleich auf den Weg machen; und warum sollten Du und ich uns darüber bekümmern, da wir doch bald folgen werden und wissen, wo wir ihn finden?“
Der Philosoph und Physiker Georg Christoph Lichtenberg schreibt in seinen Aphorismen etwa 1790:
Ich kann den Gedanken nicht loswerden, dass ich gestorben war, ehe ich geboren wurde, und durch den Tod wieder in jenen Zustand zurückkehre. Es ist ein Glück in mancher Rücksicht, dass diese Vorstellung nicht zur Deutlichkeit gebracht werden kann. Wenn auch der Mensch jenes Geheimnis der Natur erraten kann, so wäre es doch sehr gegen ihr Interesse, wenn er es beweisen könnte. Sterben und wieder lebendig werden mit Erinnerung seiner vorigen Existenz, nennen wir ohnmächtig gewesen sein; wiedererwachen mit andern Organen, die erst wieder gebildet werden müssen, heißt geboren werden.
Sind wir nicht schon einmal auferstanden? Gewiss aus einem Zustand, in welchem wir weniger von dem gegenwärtigen wussten, als wir in dem Gegenwärtigen von dem Künftigen wissen. Wie sich verhält unser voriger Zustand zu unserem jetzigen, so der jetzige zum künftigen.
Es ist immer sonderbar, dass man so viel von unserer Fortdauer nach dem Tode spricht und so wenig von der Vordauer vor der Geburt. Ich sollte denken, es wäre nach unserer sehr erbärmlichen/unsicheren Lage in Rücksicht auf das Zukünftige, wovon uns alles überzeugt, sehr viel natürlicher, uns einmal um jene zu kümmern. Was unsere Erdkruste der einst gewesen ist, lässt sich denn doch noch vernünftig erträumen. Was aus ihr werden wird, davon wissen wir nichts. Man muß hier nicht einwenden, wir kennen unseren Geist, unser Ich, besser als die Erde. (Das ist noch eine große Frage.) Aber auch zugegeben, so ist doch offenbar, dass wir in die Schlüsse auf das, was wir sein werden, zu wenig von dem eintragen, was wir waren, ich meine vor unserer Gegenwart. Eine starke Rücksicht auf jene zeit ohne Furcht würde gewiß von Einfluß sein und mehr Auskunft über unsern Zustand nach dem Tode geben als alle unser jetziger sophistischer Wörterkram. „Nach dem Tode“ müsste man nicht sagen, sondern „vor dem Leben“ und „nach dem Leben“.
Michelangelo Buonarroti hat Anfang des 16. Jahrhunderts folgendes ergreifende Gedicht geschrieben:
Qui vuol mie sorte c'anzi tempo i' dorma:
Nè son già morto: e ben c' albergo cangi,
resto in te vivo, c' or mi vedi e piangi;
se l'un nell' altro amante si trasforma.
Qui son morto creduto; e per conforto
del mondo vissi, e con mille
alme in seno
di veri amanti: adunche, a venir meno,
per tormen' una sola non son morto.
Michelangelo Buonarroti, 1475-1564 - Rime 194
hier in der Übersetzung:
Es sandte mir das Schicksal tiefen Schlaf.
Ich bin nicht tot, ich tauschte nur die Räume.
Ich leb in euch, ich geh in eure Träume,
da uns, die wir vereint, Verwandlung traf.
Ihr glaubt mich tot, doch dass die Welt ich tröste,
leb ich mit tausend Seelen dort, an diesem wunderbaren Ort,
im Herzen der Lieben. Nein, ich ging nicht fort,
Unsterblichkeit vom Tode mich erlöste.
Auszug aus Wikipedia:
Suicide Is Painless (deutsch: „Selbstmord ist schmerzlos“) ist Titelsong der M*A*S*H-Fernsehserie und des gleichnamigen M*A*S*H-Kinofilms. Das Lied wurde von dem amerikanischen Songschreiber und Jazzmusiker Johnny Mandel komponiert.
Der Songtext beschreibt aus der „Ich-Perspektive“ in lakonisch-melancholischen Versen die Weltsicht eines Pessimisten, der den Sinn des Lebens nicht (mehr) erkennen kann, sich der Unausweichlichkeit des Todes bewusst ist und den Selbstmord als eine Möglichkeit zur Bewahrung der Selbstbestimmtheit anpreist. Im Vorspann der Kinofassung von M*A*S*H wird die pessimistische Grundhaltung des Textes besonders hervorgehoben durch die Kombination mit Szenen von Hubschrauber-Rettungseinsätzen für verletzte US-Soldaten im Koreakrieg. Der Refrain des Liedes lautet:
“Suicide is painless,
It brings on many changes,
And I can take or leave it if I please. ”
Ein kleiner ethischer Exkurs:
Wenn Sie (wort- und bibel-) gläubiger Christ sind, werden Sie wahrscheinlich den Suicid ausschließen.
Nach der Lehrmeinung der christlichen Kirchen ist der Suicid durch das 5. Gebot: „Du sollst nicht morden!“ („Lo tirsach! „) verboten. Aber: Das hebräische "rasach" meint
ursprünglich nur ungesetzliches, willkürliches Töten (also nicht Krieg, Todesstrafe usw.). Wer das Alte Testament kritisch liest, weiß, dass GOTT damit nur das Töten aus „niederen“
Beweggründen gemeint hat. Er selbst hat wiederholt zum Töten (Abtrünniger, Andersgläubiger, Feinde usw.) aufgefordert. Und Abraham sollte in seinem Auftrag den für ihn wichtigsten
Menschen, seinen Sohn töten. Und hat nicht Gott (der Allmächtige!) seinen Sohn Jesus töten lassen, ohne dies zu verhindern, bzw. -wie die Christen glauben- in voller Absicht!? Um uns zu
erlösen! Welch eine abstruse Vorstellung!
Nach Exodus 35,2 muss jemand, der am Samstag arbeitet, getötet werden.
Nach Lev. 21,20 darf man sich dem Altar Gottes nicht nähern, wenn die Augen von einer Krankheit befallen sind.
Nach Lev 19,19 darf man keine zwei verschieden Saaten auf ein und demselben Feld anpflanzen. Und keine Kleider tragen, die aus zwei verschiedenen Stoffen gemacht sind.
Heute würde kein Christ auf den Gedanken kommen, dass diese Gebote Gottes sein Seelenheil gefährden. Warum sollte man dann das o. g. Verbot auf den eigenen Suicid beziehen und Angst vor einer Bestrafung durch GOTT haben?
Aber wenn Sie der Gedanke an die Selbst-Tötung seelisch zu sehr belastet, müssen Sie geduldig auf Ihr natürliches Ende warten!
Wenn Sie an die Unsterblichkeit Ihrer Seele glauben (siehe die obigen Worte des Hawaianischen Waisen: „DU bist die Welle und DU bist der Ozean!“) dann haben Sie im Suicid eine Möglichkeit, selbstbestimmt und schmerzfrei aus „dem derzeitigen Film des Lebens“ herauszugehen und zu schauen, was der „nächste Film“ bringt.
Wenn Sie Materialist sind, sehen Sie in Ihrer Existenz nur die Ordnung von Atomen und Molekülen zu einem Lebens-Muster. Materie ist unzerstörbar. Bei Ihrem Tod wird nur die Anordnung Ihrer Materie aufgehoben. Ihre Atome gehen in einen höheren Entropie-Zustand über. Die Atome Ihres Körpers existieren weiter und werden (wieder) in den ewigen Kreislauf eingeschleust. Vergleichbar mit den Einzelteilen eines Puzzles: Nur das Bild verschwindet beim Schütteln; die Puzzle-Teile bleiben erhalten. Bis sie für ein neues Bild verwendet werden.
Der amerikanische Physiker Frank J. Tipler beschreibt in seinem Buch „Die Physik der Unsterblichkeit“ den Menschen als Hardware (Körper) und Software (Geist) und beweist, dass es physikalisch nicht unmöglich ist, bei hinreichend genug Speicherplatz zumindest die
"Software" (unsere Seele) wiederauferstehen zu lassen. Er behauptet, der Mensch sei ein quantenmechanisches Objekt, exakt beschreibbar durch ein Computerprogramm, das 10 exp 45
Informationsbits codieren könne. Unser Gehirn ist ein Computer (so wie das Herz eine Pumpe ist); unser Körper sind die daran angeschlossenen und die durch ihn gesteuerten Peripherie-Geräte
(Hardware). Unser Bewusstsein (unsere Seele) ist sozusagen das Betriebs-System bzw. die Programme und Dateien (Software).
Der Suicid löscht einfach Ihre Festplatte, bzw. schüttelt Ihr Puzzle etwas früher, als wenn Sie auf den natürlichen Terminator, den TOD gewartet hätten.
Im Film von Richard Fleischer: “Jahr 2022… die überleben wollen“ (Originaltitel: Soylent Green) wird ein interessanter Aspekt des Suicids dargestellt:
Der Staat hat für des Lebens überdrüssig gewordene, aber wohl auch für "ausgedientes Inventar" eigens eine Art Euthanasie-Institution geschaffen. Dort kann man sich einschläfern lassen. Und einer zumindest tut dies freiwillig, der steinalte Sol Roth (Edward G. Robinson in seiner letzten Rolle; er starb kurz nach den Dreharbeiten). Er, der die Welt von früher noch kennt, will nicht mehr leben. Die Welt von "Soylent Green" kennt keine blühenden Landschaften, keine Wiesen, keine Blumen, keine singenden Vögel - sie kennt nichts außer dem Abfall, dem Zusammenbruch, der Zerstörung, der Verschmutzung, der sozialen Degeneration. In nebligem Grün, verpesteter Luft, bewegen sich die Menschen, wenn sie ihre Häuser oder Baracken oder die Treppenhäuser verlassen, in denen sie übernachtet haben - eng an eng geschmiegt und ohne Aussicht, dass sich etwas an ihrer Situation ändern könnte.
Für mich war die beeindruckendste Szene, als Sol sich im staatlichen Euthanasie-Institut zum Sterben bereit macht: Zur Entspannung wird ein Film mit blühenden Landschaften, Tulpenfeldern und sprudelnden Bächen gezeigt. Und Sol sterbend: „Ich wusste gar nicht mehr, dass die Welt so schön ist!“
Seitdem sehe ich die Schönheiten UNSERER Welt mit ganz anderen Augen!
Der Sinn des Lebens:
Über den Sinn des Lebens nachzudenken, ist vollkommen sinnlos. Wer sich dabei ertappt, muss wissen, das er es mit dem
Symptom einer mentalen Störung wie Schlaflosigkeit oder Nägelkauen zu tun hat, und er sollte sich ausschließlich auf die Frage beschränken, warum er unglücklich ist und wie er dies ändern
könnte.
Theo Kars, Philosophie für Nonkonformisten
Für Hedonisten:
Genießen Sie Ihr Leben! Sie brauchen keine Angst vor Gebrechen oder körperlichen Verfall haben, da ja Ihre Antwort darauf der Selbstbestimmte Abgang mittels Suicid ist. So verhindern Sie, dass irgendjemand irgendwann einmal Ihren Rollstuhl schieben muss.
Das Leben ist eine tödliche Krankheit, die durch Sex übertragen wird
Tiere sind sich Ihrer Sterblichkeit nicht bewusst und kennen deshalb keine Angst vor dem Tod. Ein Tier, das sich in einer Situation befindet, die wir mit dem Wort „Todesnot“ umschreiben, wird nicht versuchen, seinen Tot hinauszuschieben, sondern Schmerzen zu vermeiden.
Epikur empfiehlt, sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass der Tod für uns ein Nichts ist: Beruht doch alles Gute und Üble nur auf Empfindung, der Tod aber ist Aufhebung der Empfindung. Darum macht die Erkenntnis, dass der Tod ein Nichts ist, uns das vergängliche Leben erst köstlich. Dieses Wissen hebt natürlich die zeitliche Grenze unseres Daseins nicht auf, aber es nimmt uns das Verlangen, unsterblich zu sein, denn wer eingesehen hat, dass am Nichtleben nichts Schreckliches ist, den kann auch am Leben nichts schrecken. So ist also der Tod, das Schrecklichste aller übel, für uns ein Nichts: Solange wir da sind, ist er nicht da, und wenn er da ist, sind wir nicht mehr.“
Mein Sohn Felix hat mir schon mit 6 Jahren klar gemacht, dass der Tod der Zustand ist, in dem wir uns VOR unserer Zeugung befunden haben. (Auf die Frage, was den der Tod sei, sagte er mir: „Wenn man tot ist, ist man wieder da, wo man war, bevor man auf die Welt gekommen ist“). Welch eine tröstliche Vorstellung!
In der gleichen Weise hat sich schon 1790 mein „Lieblings-Philosoph“ Georg Christoph Lichtenberg geäußert:
„Ich kann den Gedanken nicht loswerden, daß ich gestorben war, ehe ich geboren wurde, und durch den Tod wieder in jenen Zustand zurückkehre.“
Auch der amerikanische Schriftsteller Mark Twain war der gleichen Meinung:
“Ich fürchte den Tod nicht. Ich war Milliarden und Abermilliarden Jahre tot, bevor ich geboren wurde, und es hat mir nicht die geringste Unannehmlichkeiten bereitet.”
Rede eines Selbstmörders kurz vor der Tat aufgesetzt
Aus den Aphorismen von Georg Christoph Lichtenberg
Freunde! Ich stehe jetzo vor der Decke, im Begriffe sie aufzuziehen, um zu sehen, ob es hinter derselben ruhiger sein wird als hier. Es ist dies keine Anwandlung einer tollen Verzweiflung, ich kenne die kette meiner Tage aus den wenigen Gliedern, die ich gelebt habe, zu wohl. Ich bin müde weiter zu gehen, hier will ich ganz ersterben oder doch wenigstens über Nacht bleiben. Hier nimm meinen Stoff wieder, Natur, knete ihn in die Masse der Wesen wieder ein, mache einen Busch, eine Wolke, alles, was du willst, aus mir, auch einen Menschen, aber mich nicht mehr. Dank sei es der Philosophie, daß mich jetzo keine frommen Possen in dem Zug meiner Gedanken stören. Genug, ich denke, ich fürchte nichts, gut, also weg mit dem Vorhang! - -
Schon vor vielen Jahren habe ich gedacht, daß unsere Welt das Werk eines untergeordneten Wesens sein könne, und noch kann ich von dem Gedanken nicht zurückkommen. Es ist eine Torheit, zu glauben, es wäre keine Welt möglich, worin keine Krankheit, kein Schmerz und kein Tod wäre. Denkt man sich ja doch den Himmel so! Von Prüfungszeit, von allmählicher Ausbildung zu reden, heißt sehr menschlich von Gott denken und ist bloßes Geschwätz. Warum sollte es nicht Stufen von Geistern bis zu Gott hinaufgeben und unsere Welt das Werk von einem sein können, der die Sache noch nicht recht verstand, ein Versuch? Ich meine unser Sonnensystem oder unser ganzer Nebelstern, der mit der Milchstraße aufhört. Vielleicht sind die Nebelsterne, die Herschel gesehen hat, nichts als eingelieferte Probestücke oder solche, an denen noch gearbeitet wird. Wenn ich Krieg, Hunger, Armut und Pestilenz betrachte, so kann ich unmöglich glauben, daß alles das Werk eines höchstweisen Wesens sei; oder es muß einen von ihm unabhängigen Stoff gefunden haben, von welchem es einigermaßen beschränkt wurde; so daß dieses nur respektive die beste Welt wäre, wie auch schon häufig gelehrt worden ist.
Ich glaube kaum, daß es möglich sein wird, zu erweisen, daß wir das Werk eines höchsten Wesens und nicht vielmehr zum Zeitvertreib von einem sehr unvollkommenen sind zusammengesetzt worden.
Ich glaube, dass der Instinkt im Menschen dem geschlossenen Räsonnement vorgreift, und dass daher manches von minder Gelehrten, aber dabei genauen Empfindern offenbart sein mag, was das geschlossene Räsonnement noch bis jetzt nicht erreichen und verfolgen kann. Es erzeugt sich tierische Wärme und wird erzeugt werden, ohne daß man noch genau imstande ist zu erklären, woher sie komme. Dahin rechne ich die Lehre über die Unsterblichkeit der Seele. Es wird nach unserm Leben so sein, wie es vor demselben war, dieses ist ein triebmäßiger, instinktmäßiger Vorgriff vor allem Räsonnement. Man kann es noch nicht beweisen, aber für mich hat [es], zusammen genommen mit andern Umständen, Ohnmachten, Betäubungen, eine unwiderstehliche Gewalt und hat es auch vermutlich für eine Menge von Menschen, die es nicht gestehen wollen. Kein einziges Räsonnement hat mich noch vom Gegenteil überzeugt. Meine Meinung ist Natur, jenes ist Kunst, deren Resultat allem so sehr und stark widerspricht, als nur etwas widersprechen kann.
Ich kann den Gedanken nicht loswerden, daß ich gestorben war, ehe ich geboren wurde, und durch den Tod wieder in jenen Zustand zurückkehre. Es ist ein Glück in mancher Rücksicht, daß diese Vorstellung nicht zur Deutlichkeit gebracht werden kann. Wenn auch der Mensch jenes Geheimnis der Natur erraten kann, so wäre es doch sehr gegen ihr Interesse, wenn er es beweisen könnte. Sterben und wieder lebendig werden mit Erinnerung seiner vorigen Existenz, nennen wir ohnmächtig gewesen sein; wiedererwachen mit andern Organen, die erst wieder gebildet werden müssen, heißt geboren werden.
Sind wir nicht schon einmal auferstanden? Gewiß aus einem Zustand, in welchem wir weniger von dem gegenwärtigen wussten, als wir in dem Gegenwärtigen von dem Künftigen wissen. Wie sich verhält unser voriger Zustand zu unserem jetzigen, so der jetzige zum künftigen.
Es ist immer sonderbar, dass man so viel von unserer Fortdauer nach dem Tode spricht und so wenig von der Vordauer vor der Geburt. Ich sollte denken, es wäre nach unserer sehr erbärmlichen/unsicheren Lage in Rücksicht auf das Zukünftige, wovon uns alles überzeugt, sehr viel natürlicher, uns einmal um jene zu kümmern. Was unsere Erdkruste der einst gewesen ist, lässt sich denn doch noch vernünftig erträumen. Was aus ihr werden wird, davon wissen wir nichts. Man muß hier nicht einwenden, wir kennen unseren Geist, unser Ich, besser als die Erde. (Das ist noch eine große Frage.) Aber auch zugegeben, so ist doch offenbar, dass wir in die Schlüsse auf das, was wir sein werden, zu wenig von dem eintragen, was wir waren, ich meine vor unserer Gegenwart. Eine starke Rücksicht auf jene zeit ohne Furcht würde gewiß von Einfluß sein und mehr Auskunft über unsern Zustand nach dem Tode geben als alle unser jetziger sophistischer Wörterkram. „Nach dem Tode“ müsste man nicht sagen, sondern „vor dem Leben“ und „nach dem Leben“.
Meine Ergänzung zu dem Zitat von Lichtenberg „Nach dem Tode“ müsste man nicht sagen, sondern „vor dem Leben“ und „nach dem Leben“:
Ich bin mir sicher, dass es (mindestens) 3 Sphären unserer Existenz gibt: „Vor dem Leben“ wäre dann die 1. Sphäre, das „Leben“ die 2. Sphäre und „nach dem Leben“ die 3. Sphäre.
Wenn wir von einer Sphäre in die nächste übergehen (transformieren), weinen die Zurückbleibenden der
alten Sphäre und die Wartenden der neuen Sphäre freuen sich: Vielleicht sind die 3. und 1. Sphäre identisch. D.h. mein Sohn Felix hätte Recht, wenn er meint, dass wir „nach dem Leben“ wieder
da sind, wo wir „vor dem Leben“ waren.
==>das wäre dann so etwas wie das aus der traditionellen chinesischen
Philosophie bekannte Yin und Yang
Bei unserer 1. Transformation in den „leiblichen“ Zustand (das ist der Zustand, den wir als „Leben“ bezeichnen) freuen sich die diesseitigen Beobachter unserer Geburt und die Zurückbleibenden dieser Transformation – in der 1. Sphäre - weinen.
Bei unserer 2. Transformation, die wir als „Sterben“ bezeichnen –von der 2. in die 3. Sphäre - weinen die diesseitigen Beobachter und die Wartenden der 3. Sphäre freuen sich. In dieser 3. Sphäre, die wir in der Religion als „Jenseits“ bezeichnen, ist diese Transformation eine Geburt.
Wahrscheinlich ist unser “Leben“ nur eine Art Schwangerschaft der 3. Sphäre. Aus der 3. Sphäre gesehen ist dann jemand, der in unserer Welt mit 60 stirbt (d.h. in die 3. Sphäre übergeht), eine „Früh-Geburt“.
Da das „Geschöpfte“ den „Schöpfer“ nicht begreifen kann (eine Uhr würde sich Ihren Schöpfer stets als eine Art „Über-Uhr“ vorstellen, da ja ein fleischliches, lebendes Wesen jenseits ihres Gedankenhorizontes wäre), wird es auf alle diese Gedanken keine Antwort geben. Aber tröstlich sind diese Vorstellungen schon!
Wer am Ende ist, kann von vorn anfangen,
denn das Ende ist der Anfang von der anderen Seite.
Karl Valentin
Das ist das Ende, sagte die Raupe.
Nein, das ist der Anfang, erwiderte der Schmetterling.
Laotse